Informationsgewinnung / Anamnese

Niedrigschwellige Beratung ist für junge Menschen und ihre Angehörigen ein wesentlicher Unterstützungs- und Schutzfaktor, damit Krisen, Überforderung und Missverständnisse erst gar nicht entstehen. Für den Erfolg von Hilfeplanung ist eine umfassende Informationsgewinnung zu Beginn einer Hilfe unabdingbar. In dieser Vorphase der Hilfeplanung werden vom ASD/RSD Informationen über die Fallkonstellation und Lebenslage der Familie zusammengetragen. Die Passgenauigkeit von Maßnahmen hängt stark davon ab, inwiefern die Fallsteuerung auf einer gründlichen multiperspektivischen, adressat*innenorientierten, diskriminierungssensiblen Analyse der Lebenskonstellationen basiert.

Niedrigschwellige Beratung

Beschreibung der Empfehlung

Beratungsangebot für junge Menschen

  • Niedrigschwellige, diskriminierungssensible Beratung für junge Menschen als wesentlichen Unterstützungs- und Schutzfaktor zugänglich machen, damit Krisen, Überforderungssituationen, Missverständnisse und bedarfsinadäquate Maßnahmen der Kinder- und Jugendhilfe / Eingliederungshilfe vermieden werden.
  • Synergien mit bestehenden diskriminierungs- und queersensiblen Angeboten im Sozialraum herstellen.
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Beratungsangebot für Angehörige

Niedrigschwellige, unbürokratische, sozialraumorientierte, diskriminierungssensible Beratungsangebote für Angehörige queerer junger Menschen bereitstellen. Voraussetzung ist ein queer-inklusives Wissen der örtlichen Strukturen sowie der Kinder- und Jugendhilfeangebote in der Region.

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Adressatenorientierte Anamnese /
Fallverstehen

Beschreibung der Empfehlung

  • Schaffen einer vertrauensvollen Atmosphäre mit Zeit- und Beziehungsangeboten für ein offenes Gespräch durch eine differenzsensible, lebensweltorientierte fachliche Unterstützung, ohne eine zwangsläufig zu planende Hilfe im Blick zu haben.
  • Die Beratung ist vom Interesse geleitet, die Lebenslage aus der Perspektive des jungen Menschen zu verstehen. Für ein gemeinsames Hilfegespräch ist eine gemeinsame Vorbereitung des Gespräches mit einer unterstützenden Fachkraft hilfreich, bei der das Einverständnis eingeholt wird, die Queerness in Gesprächen (z. B. mit den Angehörigen, der Schule etc.) zu thematisieren. Damit wird ein Zwangsouting vermieden.
  • Bei diskriminierenden Angehörigen sind zunächst getrennte Gespräche angeraten.
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Queersensible Ansprache

Beschreibung der Empfehlung

  • Die Verwendung des selbst gewählten Namens ist ein wichtiger Faktor für die Akzeptanz, das Wohlbefinden und eine gesunde Entwicklung von jungen trans* Menschen. Depressive Symptome und damit einhergehend die erhöhte Suizidalität bei jungen trans* Menschen können gegebenenfalls reduziert werden. Zu Beginn des Gespräches soll ein Raum eröffnet werden, in dem anwesende Personen sich mit selbst gewählten Pronomen und Ansprachen vorstellen. Alle selbst gewählten Pronomen und Ansprachen sind willkommen.
  • Der Deadname (Name einer trans* Person vor ihrer Transition) wird, wenn verwaltungstechnisch erforderlich, nur einmalig als gekennzeichneter Deadname verschriftlicht. Im weiteren Verlauf des Beratungs- und Hilfesettings werden ausschließlich der selbst gewählte Name und das gewählte Pronomen genutzt.
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Stärkung durch Begleitung des jungen Menschen im Hilfekontext

Beschreibung der Empfehlung

  • Bekanntmachung des Wissens um die Möglichkeit, eine selbst gewählte Vertrauensperson in das Beratungsgespräch nach § 10a SGB VIII mitnehmen zu können.
  • Auch in den Hilfekonferenzen des Jugendamtes kann der junge Mensch darum bitten, eine Vertrauensperson mit hinzuziehen zu dürfen.
  • Sollte dies abgelehnt werden, kann auf Wunsch ein Beistand nach § 13 SGB X den jungen Menschen begleiten.
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Intersektionaler Kontext / diskriminierungssensibles Fallverstehen

Beschreibung der Empfehlung

  • Erweiterung der multiperspektivischen Informationsgewinnung um diskriminierungssensible, intersektionale Perspektiven.
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